Historische Dressur und berittener Kampf
Arne Koets ist Historiker, leidenschaftlicher Reiter und Kampfkünstler (HEMA) und verbindet die historische Dressur mit dem berittenen Kampf. Reiten gelernt habe er erst Anfang zwanzig, weil er sich für den berittenen Kampf interessierte. Sein Glück war, dass ihn dabei Wolfgang Krischke, Hofbereiter der Fürstlichen Hofreitschule Bückeburg entdeckte und zu sich einlud. Dort lernte Arne über 6 Jahre von ihm und seinen Pferden.
Heute wird Arne auf der ganzen Welt für Kurse und Shows eingeladen und wir hatten das Glück, dass er auch zu uns in die Schweiz kam. Als Auftakt zum zweitägigen Kurs erklärte er uns, wie man die beiden Künste Reiten und Fechten eigentlich zusammenbringt und was dazu notwendig ist.
Zuerst muss Balance hergestellt werden, erklärt er. Im Pferdekörper wie auch im Menschen. Die beiden Körper können sich dabei wechselseitig beeinflussen. «Das ist wie tanzen, der eigene Körper kann den anderen beeinflussen.», so Arne. Und um den eigenen Körper sollte es dann auch viel gehen während den Unterrichtseinheiten. Denn damit das Pferd uns als Tanzpartner tragen kann, sollen auch wir uns tragen, was sich in unserer Haltung widerspiegelt.

Die Einheit Mensch und Pferd
Als wunderschönes Bild spricht Arne von «unificare» italienisch vereinigen. Zwischen Mensch und Pferd soll eine Einheit entstehen.
Damit es zu einer «Uni» kommen kann, ist Geraderichtung nötig, das Pferd kommt im Sitz hoch und man fühlt die Verbundenheit.
«Habe ich eine Verbindung am Sitz, brauche ich keine Hand.», so Arne, was gerade für den berittenen Kampf sowieso wichtig ist. Wer die ganze Zeit am Zügel ziehen muss, hat keine Hand frei für das Fechten.
Erstes Fechten vom Boden
Beim Fechten geht es viel darum die Balance zu halten. Im eigenen Schwerpunkt zu sein, damit man nicht umfällt, wenn man angegriffen wird. Das ist beim Reiten nicht anders, nur ist es dabei das Pferd, das unter Umständen Sorgen hat zu fallen, weil der Reiter sich seines Schwerpunktes nicht bewusst ist. Andererseits kann die bewusst genutzte Schwerpunktverlagerung das Pferd wunderbar am Sitz steuern.

Energie folgt dem Fokus
Und wie bei allem im Leben: Alles folgt dem Fokus. Reite ich also einhändig mit meinem (Gummi-Übungs)Schwert auf meinen Gegner zu und fokussiere mein Ziel an, richte ich mich automatisch entsprechend aus und plötzlich folgt das Pferd ganz fein am Sitz. Nicht zuletzt auch, weil das Pferd den Gegner ebenfalls in den Fokus nimmt und begreift worum es gerade geht.
Traversalen und Pirouetten
Die Traversale ist die Hauptangriffsrichtung beim Fechten. Die Gegner traversieren also aufeinander zu, machen ihren Schlagabtausch, reiten aneinander vorbei und reiten dann eine Travers- oder Renvers-Pirouette, um wieder aufeinander zu kommen.
Sowohl Traversalen, als auch Pirouetten unterstützen auch «unificare». Denn der äussere, indirekte Zügel führt die Schulter. Das Pferd kommt gefühlt im Sitz hoch und das innere Vorderbein wird frei.
«Ergibt Sinn?», fragt Arne und wir sagen ja.