Kursbericht Anna Eichinger
Zwei Tage lang haben wir uns in Koblenz auf dem Eschbachhof mit Anna Eichinger der Atmung, den Zehenspitzen und der Energie gewidmet.
Schon bei der Vorstellungsrunde wurde die gemeinsame Basis aller Teilnehmer einschliesslich Annas klar: Alle hatten einmal diesen dilettantischen Reitlehrer und waren überzeugt, dass es auch anders gehen muss. Und dieses Anders haben schliesslich alle in der akademischen Reitkunst gefunden. Annas Motto dazu ist ja „einfach reiten“. Damit meint sie nicht einfach darauf los reiten, sondern gibt der akademischen Reiterei ein Ziel, das einfache (=leichte) und mit Freude Reiten. Erstrebenswert, nicht?
Mein Kursziel war sehr einfach: Eine gute Zeit mit Infinito zu verbringen. Denn für ihn gab es viele erste Male, wie die Fahrt im Transporter, den Aufenthalt in der Gastboxe, die Reithalle und dann noch die Kursatmosphäre. Vielleicht war das Geheimrezept oder vielleicht habe ich einfach das weltbeste Pferd. Ich tippe ja auf beides in Kombination. Denn Infinito war grossartig, so dass wir und ganz viele Dinge mit Anna anschauen und mit nach Hause nehmen konnten.
Vom Spiegelbild und der Zehenrichtung
Bereits in der Theorierunde haben wir über Energie und die Macht der Spiegelung gesprochen. Da Energie ein Fluss ist, den man von sich auf das Pferd übertragen kann, ist z.B. ein wichtiger Punkt die Armhaltung der Longenhand. Ein durchgestreckter Arm leitet genauso schlecht, wie ein angezogener Arm. Wichtig ist bei der Arbeit am Boden, dass der Arm locker vor einem schwingt, so dass der Energiefluss einfach fliessen kann. Das konnten wir bei der ersten Unterrichtseinheit, dann gleich ausprobieren und sind dabei auf ein weiteres Phänomen gestossen. Die Zehenrichtung. Wir alle kennen das Zitat: Das Pferd ist dein Spiegel.
Daher ist es eigentlich auch ganz logisch, dass das Pferd einem bei der Bodenarbeit spiegelt, nicht?
So sollen die Zehen des Menschen immer in die gewünschte Bewegungsrichtung zeigen, dabei spiegelt das Pferd unsere Haltung und richtet seine Zehen gleich aus. Dabei ist es für beide einfachen eine schöne Zirkellinie einzuhalten, egal ob man in die Handarbeitsposition neben dem Pferd ist oder in der Bodenarbeitsposition vor dem Pferd rückwärtsgehend. Weiter hilft es auch die Zehen etwas in den Zirkel zu drehen, wenn man ein Schulterherein erfragt oder umgekehrt die Fersen eindreht beim Kruppeherein.
Auch beim Reiten hilft einem die eigene Zehenrichtung bei der Richtungsweisung. Es endet aber nicht mit der Zehenrichtung alleine, sondern geht noch weiter zur Belastung der Fussfläche. Lady beispielsweise, welche mit Cornelia am Kurs war, hat das äussere Vorderbein nicht gleichmässig belastet, sondern ist tendenziell etwas auf der inneren Hufseite gelaufen. Auf den Tipp hin, dass Cornelia ihren Aussenfuss etwas mehr auf der Aussenkante belasten soll, hat Lady sich sogleich angepasst.
Auch die eigene Atmung hilft dem Pferd sich bewusst zu werden, wo es zu wenig atmet. Infinito beispielsweise hat in der Handarbeit zu wenig in seiner äussere Körperhälfte geatmet. Worauf Anna mich gebeten hat, mir mein inneres Nasenloch zu zuhalten und bewusst in meine äussere Körperhälfte zu atmen und siehe da, plötzlich hat Infinito geräuschvoll tief durch geatmet und schliesslich seinen ganzen Körper wahrgenommen. Das funktioniert übrigens auch im Sattel, wenn man dem Pferd zeigen möchte, wohin es auch noch atmen könnte.
Innere Bilder und Energie
Eine der vielen Qualitäten von Anna sind die super inneren Bilder, welche sie beim Unterrichten lieferen kann. Das hilft ungemein beim Erfühlen, was sie beschreibt und schlussendlich auch bei der Umsetzung dessen. So mussten wir im Sattel unserer Pferde zum Beispiel Billardkugeln im Pferdekörper verschieben und wahrnehmen, wohin diese rollen. Oder unser Oberschenkel als Nudelholz vorstellen, welches hin und her rollt, um abwechslungsweise den inneren und den äusseren Oberschenkel zu belasten.
Ganz spannend war ausserdem die Arbeit an den Trab-Halt-Trab Übergängen an der Hand, wobei wir auf unsere Energie achten sollten. So soll der Übergang in den Halt nicht einfach ein Wegnehmen der Energie darstellen, sondern ein Beginnen des Haltes. So dass das Pferd aktiv in den Halt kommt und dabei seine Hanken etwas beugt. Das Antraben soll danach entsprechend ebenfalls aktiv und fleissig passieren. Das Zuviel meiner Energie hat Infinito mit einem energrischen Galoppsprung quittiert und das Zuwenig beim Übergang in den Halt mit einem schlurfenden Übergang zwei Meter nach meiner Position. Es galt also die Energie sauber zu dosieren und siehe da, ich bekam einen schönen Übergang in den Trab und einen fleissigen Halt mit leicht gebeugten Hanken.
Nun haben wir die vielen Eindrücke, Bilder und Ideen zu verdauen und umzusetzen. Gleichzeitig freuen wir uns aber bereits auf den nächsten Kurs mit Anna.